Berlin bietet, wie kaum eine andere Stadt, eine Unmenge an historischen und geschichtlichen Sehenswürdigkeiten und Bauwerken. Diese, oder einige davon, mit dem Fahrrad zu erreichen, geht oft nur, wenn man sich als Radfahrer in den dichten Verkehr der Hauptstadt einreiht. An den touristischen Highlights versperren Touristenbusse nicht nur den Autofahrern den Weg, auch als Radfahrer ist hier besonders viel Aufmerksamkeit und auch einiges an Mut erforderlich.
Etwas entspannter geht es mit dem Fahrrad durch Berlins Mitte entlang der Spree, auch wenn es bei dieser Radtor nicht ganz ohne Straßenverkehr geht und man als Radfahrer rücksichtsvoll den zahlreichen Fußgängern an den Spreeufern begegnen sollte. Aber da es ja hier auch einiges zu sehen gibt, ist die Geschwindigkeit bei dieser 27km langen Radtour ja ohnehin nicht so schnell.
Los geht es am Treptower Hafen, zu erreichen mit der überall in Berlin vorhandenen S-Bahn, dem Bahnhof Treptower Park. Raus aus dem Bahnhof findet sich auf der einen Seite eine sechsspurige Straße mit dementsprechenden Verkehr, aber keine Panik, auf der anderen Seite ist der Treptower Park, der hier mal gleich entspannt durchatmen lässt. Vom Treptower Hafen aus kann man die verschiedensten “Kreuzfahrten” mit dem Schiff auf Berlins Gewässern und dem näheren Umland von Berlin buchen. Da ihr aber das Fahrrad dabei habt, müsst ihr das auf ein anderes mal verschieben. ;-)
Los geht’s also.
Unter die Elsenbrücke hindurch muss man schon ganz schön weit nach oben gucken (kiecken), um die obersten Etagen der Treptowers, ein Bürokomplex, 125m hoch, zu sehen. An dieser Stelle auch zu sehen die Molecule Man, eine Skulptur, deren 3 Figuren das Zusammentreffen dreier Berliner Bezirke an dieser Stelle - Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain - darstellen soll.
Weiter entlang des Spreeufers, vorbei am stillgelegten Motorschiff Hoppetosse, heute als Restaurant dienend, findet man sich in Kreuzberg wieder. Hier, an dieser Stelle, stand mal die Berliner Mauer, ein Wachturm auf der linken Seite erinnert noch heute daran. Ein wenig die Straße entlang fährt man bald nach rechts über die Oberbaumbrücke, Kreuzberg und Friedrichshain verbindend, zu Zeiten der Berliner Teilung als Grenzübergang dienend, wohl aber meistens nur in eine Richtung, von West nach Ost. Am Ende der Brücke geht es dann nach links auf die Mühlenstraße, nehmt aber hier bitte als Linksabbieger lieber die Fußgängerampeln, hier herrscht ein recht starker Verkehr.
Entlang der Mühlenstraße steht hier das noch größte zusammenhängende Stück der ehemaligen Berliner Mauer, die East Side Gallery, hier allerdings, auf der Ostseite dieser Mauer, durfte niemand sein Kunstwerk anbringen, diese entstanden erst 1990. Gegenüber der East Side Gallery die O2-World, eine große Halle für Veranstaltungen aller Art.
Der Straße weiter folgend, viel Verkehr aber guter Radweg, geht es bald nach links, wieder über die Spree, wieder in Kreuzberg. Geradezu erkennt man die St.Thomas-Kirche, Ende des 18. Jahrhunderts erbaut, im 2. Weltkrieg teilweise zerstört und dann wiederaufgebaut. Ein Stück weiter geht es nach rechts auf die Köpenicker Straße, direkt an der Spree entlang geht es hier leider nicht, dann wieder rechts Richtung Jannowitzbrücke und entlang des Märkischen Ufers, vorbei an der Chinesischen Botschaft und dem Märkischen Museum geht es auf die Fischerinsel. Ja, mitten in Berlin gibt es auch eine Insel, hier, auf der Fischerinsel, teilweise Wohn- und Bürogebäude, weiter westlich dann die Museumsinsel.
Am ehemaligen Staatsratsgebäude, dem Sitz der damaligen DDR-Regierung, heute eine Managerhochschule, vorbei, geradezu der Schlossplatz, auf dem aus überwiegend Spendengeldern das Stadtschloss Berlin, 1950 total zerstört, gesprengt!!!, wiederaufgebaut wird. Jetzt geht es in Richtung Rotes Rathaus, hier sitzt Berlins Regierender Bürgermeister, davor z.Zt. (2014) eine riesige Baustelle für die U-Bahn, rechter Hand das Nikolaiviertel (das sollte man sich ruhig mal anschauen, es ist das älteste Wohngebiet Berlins). Weiter geht es dann über eine riesige Kreuzung, wir sind jetzt am Alexanderplatz, wieder hin zum Spreeufer.
Hier, auf der anderen Seite des Gewässers findet sich die Museumsinsel, mit Museen wie dem Bodemuseum oder dem wohl bekanntesten Pergamonmuseum, noch einige andere Museen und dem Lustgarten, eine kleine grüne Oase. An der Spitze dieser Insel überquert man die Spree und den Kupfergraben, hier hat man dann auch Gelegenheit, die Museumsinsel oder das ein oder andere Museum ein wenig näher zu betrachten.
Entlang der Spree geht es weiter zum Bahnhof Friedrichstraße, hier zu finden der Tränenpalast, auch eine ehemalige Grenzübergangsstelle und so benannt, weil hier viele Tränen geflossen sind, Tränen der Wut und Verzweiflung, aber auch sehr viele Abschiedstränen. Geht da ruhig mal rein - ein bedrückendes Stück Berliner Geschichte.
Entlang des Reichstagsufers, das Reichstagsgebäude im Blick, dicht entlang einiger Regierungsbauten und des eigens für die Kinder der Abgeordneten erbauten Kindergartens (wegen der hohen Kosten lange im Fokus der Medien), auf der gegenüberliegenden Seite der Berliner Hauptbahnhof im Blick (war auch superteuer!), kann man hier am Ludwig-Erhard-Ufer eine Rast mit einer Tasse Kaffee oder ähnlichem machen.
Weiter geht es vorbei am Bundeskanzleramt, rechts die Spree, links der Große Tiergarten, kein Zoo, sondern ein Park zur Erholung (grillen wurde hier wegen des zurückgelassenen Mülls verboten). Übrigens, nach dem Krieg wurden die Bäume des Tiergartens verheizt und im Tiergarten selbst Gemüse angebaut. Die Bäume dort sind also so alt noch nicht.
Jetzt macht die Spree einen ziemlichen Bogen, mit dem Fahrrad machen wir den auch und entlang des Hansaviertels muss man in Moabit die Ufer der Spree mal kurz verlassen.
Zurück an der Spree, hier wieder so eine Art Halbinsel, eingeschlossen von der Spree und dem Landwehrkanal, kann man hier mal bestaunen, wie schön es sich direkt an der Spree in Berlin wohnen lässt.
Noch ein Stück weiter findet man sich im Schlossgarten Belvedere wieder, ein rund um ein Teeschlösschen Ende des 18. Jahrhunderts errichteter, wunderschöner Park. Etwas weiter, rechter Hand, links immer noch die Spree, jetzt eine Kleingartenanlage, man gibt sich hier richtig Mühe, die Gärten sind wirklich schön anzusehen, müssen wir die Spreeufer in Ruhleben verlassen.
Das letzte Stück bis zum S-Bahnhof Spandau geht es entlang einer Straße mit Radweg.
Hier in Spandau endet nicht nur die Radtour, auch die Spree ist hier zu Ende, sie fließt hier in die Havel.
In Berlin kann man so vieles entdecken und erleben, so entspannt wie hier mit dem Fahrrad durch die City geht es allerdings sonst eher nicht.
Viel Spass bei diesem schönen, vielseitigen und interessanten Ausflug mit dem Fahrrad.